Evaluation des Kulturbeirats Wiesbaden

Im Auftrag des Magistrats der Landeshauptstadt Wiesbaden haben wir eine umfassende Evaluation des Kulturbeirats Wiesbaden durchgeführt und Vorschläge zur strukturellen und konzeptionellen Weiterentwicklung erarbeitet. Gegründet wurde der Kulturbeirat, dem 24 Personen aus Kultur, Politik und Stadtgesellschaft angehören, im Jahr 2018 mit dem Ziel, den Kulturausschuss des Stadtparlaments zu beraten und eigene Initiativen zu starten. Derzeit befinden sich die vom iCG vorgeschlagenen Änderungen in der Beratung durch die politischen Gremien, in Kulturbeirat, Kulturausschuss, Magistrat und Kulturverwaltung. Rechtzeitig vor der Neuwahl zur dritten Amtszeit im Juli 2022 sollen sie vom durch die Stadtverordnetenversammlung beschlossen beschlossen werden.


Der Kulturbeirat, ein innovatives Instrument der Partizipation in der Kulturpolitik


Kulturpolitik ist Gesellschaftspolitik. Obwohl wir in den letzten Jahrzehnten eine Demokratisierung von Kultur und eine partizipative Wende in der Kulturpolitik erleben, gibt es bislang nur wenige Strukturen, die politische Partizipation von Bürgerinnen und Bürgern und von Kulturschaffenden an kulturpolitischen Entscheidungsprozessen unterstützen. 


Der Kulturbeirat Wiesbaden wurde gegründet, um Impulse unterschiedlicher Akteure des Kulturellen Feldes in die politischen Prozesse einzuspeisen. Das Gremium ist mit verhältnismäßig großen Kompetenzen ausgestattet und bietet für die Zivilgesellschaft eine gute Möglichkeit, an der politischen Willensbildung über die Rolle der Kultur in der Stadt teilzuhaben. Hierbei geht es im Wesentlichen um die Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Künstler*innen, um die Verbesserung der Wahrnehmung von Kultur in der Stadt sowie um die Etablierung neuer Orte auf dem kulturellen Stadtplan. Das Gremium bildet dabei einen festen Bestandteil der Aushandlungs und Entscheidungsprozesse und ist in die Strukturen von Verwaltung und Politik fest eingebunden. 


Diese Strukturen galt es zu untersuchen und weitere Vorschläge für Arbeitsfähigkeit, Effizienz und inhaltliche Ausrichtung zu erarbeiten. 

In einem mehrstufigen Verfahren haben wir Vertreter*innen aus Stadtpolitik und aus institutioneller wie freier Kulturszene, sowie Persönlichkeiten aus Gesellschaft, Kirche und aus dem Sozialbereich einbezogen. In Interviews, Desk-Research und Workshops haben wir Prozesse durchleuchtet, die Außenwirkung des Gremiums evaluiert und Strukturen analysiert. 


Der 60seitige Abschlussbericht enthält Vorschläge, wie die Arbeitsfähigkeit verbessert, die Wahrnehmung des kulturellen Lebens in Wiesbaden unterstützt und die Strukturen opitimiert werden können. Themen waren unter anderem die Zusammensetzung des Kulturbeirats, seine öffentliche Wahrnehmung des Gremiums, Amtszeit und Beteiligung an der Wahl der Mitglieder durch die Stadtgesellschaft. Resümierend ist festzuhalten, dass besonders in Hinblick auf Verankerung in der Stadtgesellscahft und in Bezug auf Diversität noch Optimierungsmöglichkeiten bestehen.


Besonders in Hinblick auf die heterogene Zusammensetzung des Kulturbeirats haben wir Vorschläge erarbeitet, die über den durch die Stadtverordnetenversammlung formulierten Evaluationsauftrag deutlich hinausgingen. Der Vorbehalt von Politik und Verwaltung gegenüber partizipativen Formaten der Kulturpolitik lautet häufig, dass sie politische und verwaltungstechnische Prozesse zunächst zu verkomplizieren scheinen. Bei umsichtiger Gestaltung von Strukturen von Kommunikation und Entscheidung muss das nicht der Fall sein. Einmal etabliert und eingespielt, können diese Strukturen sehr effizient sein, weil Konflikte frühzeitig identifiziert und gemeinsam Lösungen erarbeitet werden können.


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